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Artikel: Ob nun mit Brüsten oder nicht. Vollkommen wurscht.

Ob nun mit Brüsten oder nicht. Vollkommen wurscht.

Ob nun mit Brüsten oder nicht. Vollkommen wurscht.

Vor etwas mehr als 3 Monaten kontaktierte mich Melanie und erzählte mir, dass es keine adäquate und schöne Unterwäsche für brustlose Frauen gäbe. Melanie ist Brustkrebs-Patientin und ließ sich beidseitig die Brüste amputieren.
Wir führten direkt am nächsten Tag ein tolles und ausführliches Gespräch. Seitdem bekomme ich ihr Schicksal nicht mehr aus meinen Gedanken. Denn Melanies Anfrage traf direkt in mein Herz. Natürlich sollten Brustkrebs-Patientinnen schöne und verspielte Unterwäsche haben, die bequem sitzt und sanft zur Haut ist.
Daher arbeite ich an einer neuen Kollektion im kommenden Jahr. Bis dahin möchte ich dazu beitragen, dass die Geschichte von Melanie mehr Beachtung findet und wir alle mehr Sensibilität für das Thema Brustkrebs entwickeln.
Dazu habe ich ein Gespräch mit Melanie über ihre Erfahrungen und Wünsche geführt. Wir haben viel zu viel gequatscht, weshalb ich das Interview in zwei Teilen mit dir teile. Heute kommt Teil 1 - viel Spaß beim Lesen.

Teil 1: Interview mit Melanie 

Melanie, erzähl uns etwas mehr über dich.

Mein Name ist Melanie. Ich bin 48 Jahre alt. Ich bin schon sehr lange verheiratet und habe drei erwachsene Kinder, die alle im Studium sind. Letztes Jahr im Sommer habe ich die Diagnose Brustkrebs bekommen. Ich habe selbst einen Knoten ertastet und da war mir direkt klar, dass das nichts Gutes sein kann. Der hat sich so übel angefühlt und war auch schon relativ groß. Und deswegen war mir klar, das ist nichts Gutes.

Wie hast du dich in dem Moment gefühlt?

Der Knoten saß direkt unter der Haut. Direkt. Mein erster Gedanke war: Warum habe ich das nicht schon viel früher entdeckt? Natürlich tastet man dann genauer. Und da habe ich dann gedacht, dass das nicht sein kann. Warum habe ich das denn nicht schon viel früher entdeckt? Ich habe mich gefragt, ob ich jetzt so sehr mit meiner Arbeit oder mit anderen Dingen beschäftigt war, dass ich so wenig auf mich selbst acht gegeben habe, dass da so ein Riesenteil wachsen konnte?

Wie ging es dann für dich weiter?

Ich hatte tatsächlich zehn Tage später sowieso einen Vorsorgetermin und den habe ich abgewartet. Normalerweise sollte man damit sofort zum Frauenarzt gehen. Aber ich hatte noch diese ganz, ganz leise Hoffnung, dass es vielleicht nur eine Zyste sein könnte. Ich wusste insgeheim, dass es das nicht ist. Aber ja, ich habe gedacht, ich warte einfach auf den Vorsorgetermin. Ich war auch noch das erste Mal bei meiner neuen Frauenärztin und sie war dann selbst ganz schockiert, dass sie mir direkt eine ganz blöde Nachricht übermitteln musste. Und ich habe es auch selbst im Ultraschall gesehen und habe gedacht: Junge, Junge, Junge, du schaust so böse aus.

Hattest du weitere Symptome, die auf eine Krebserkrankung deuteten?

Nein, und das ist das Heimtückische am Brustkrebs. Du merkst nichts. Ich hatte ein paar Wochen vorher eine ziemlich anstrengende Wanderung gemacht und dachte sogar noch zu mir selbst: Ich bin so glücklich, dass ich wieder so fit bin. Dass ich die Berge hoch wandern kann, weil ich vorher ein bisschen abgenommen und etwas an Fitness zugelegt hatte. Ich war stolz auf mich, dass ich wieder die Berge gut hoch komme. Ich dachte: Super, so, jetzt geht's wieder aufwärts. Und dann hat es mich echt voll erwischt.

Wie hast du dich nach der finalen Diagnose gefühlt?

Ich habe mich ganz schrecklich gefühlt, weil ich mir gedacht habe, wie soll ich das meiner Familie sagen? Zu dem Zeitpunkt waren die zwei Mädchen noch zu Hause. Eine war gerade dabei, das Studium zu beginnen und ich dachte, wie soll ich denen das sagen? Also das war eigentlich meine größte Sorge und ich habe immer gedacht, so eine Scheiße. Bei uns hat in der Familie keiner Krebs. Warum jetzt? Es hat mich so getroffen, weil ich überhaupt nicht mit Krebs gerechnet hatte. 

Was geschah dann nach der Diagnose?

Man ist dann eigentlich ziemlich eng getaktet. Nach der Biopsie bekommt man das Ergebnis und in der Biopsie wird auch festgestellt, was für ein Typ von Brustkrebs es ist. Ich wusste nicht, dass es so viele unterschiedliche Brustkrebstypen gibt. Es gibt eine Sorte, die der Bösewicht unter den Brustkrebstypen ist, den man auf gar keinen Fall haben will. Und den hatte ich erwischt. Also die üble Sorte. Und ich dachte nur, naja, wenn schon Brustkrebs, dann vielleicht bitte nicht den ganz Bösen, aber den habe ich halt erwischt. Und mit diesem Ergebnis hat meine Frauenärztin mich dann ins Brustzentrum geschickt und da bin ich dann quasi als Patientin aufgenommen worden. Ein Onkologe hat mir dann angeboten, Teilnehmerin einer Studie zu sein. 

Das fand ich sehr gut, weil ich dadurch die Möglichkeit hatte, an Medikamente zu kommen, die vielleicht in Deutschland noch nicht zugelassen sind. Und das war auch, glaube ich, eine der besten Entscheidungen in der ganzen Sache. Und dann ist mein Port eingesetzt worden. Man bekommt ja dann so einen Venenport, damit die Chemo halt über den Port laufen kann, sonst würden deine ganzen Venen in den Armen kaputt gehen.

Kurz darauf gab es ein Zeitfenster von zwei Wochen, bis die Studie angelaufen ist. Und dann bin ich direkt zu meinem Onkologen gefahren und habe gefragt, ob ich nochmal in den Urlaub fahren darf? Und dann sagt er: „Fahren Sie in den Urlaub, machen Sie einfach.” Und dann hatten wir einen sehr emotionalen Urlaub, natürlich voller Angst, weil wir nicht wussten, was kommt. Aber auch sehr schön. Mein Mann hat mich überall hingefahren, wo ich hin wollte.

Es gab ein paar Alpenpässe, auf die wollte ich schon immer mal fahren, und mein Mann ist überall mit mir hingefahren und hat mir jeden Wunsch erfüllt. Jede Strecke, die wir fahren wollten, in Italien, in den Alpen. Das war sehr emotional. Und dann ein paar Tage später ging die Chemo los.

Was geschah dann? 

Danach kam die Chemotherapie. Mir hat es meine Blutwerte immer so zusammengehauen. Ich konnte gar nicht alle Chemos bekommen. Es ist wirklich so, dass eine Chemotherapie das pure Gift ist. Das war auch das, was mich am meisten mitgenommen hat. Ich habe mich abends nach der Chemo immer so schlimm vergiftet gefühlt. Das war schlimmer als alles andere. Dagegen war die OP ein Klacks. Dadurch, dass ich mich entschieden hatte, mir die Brüste abnehmen zu lassen, brauchte ich keine Bestrahlung. Das war ganz gut.

Warum hast du dich dafür entschieden, deine Brüste entfernen zu lassen?

Für mich waren die Alternativen zu heikel. Ich habe schon von so vielen Frauen gehört, bei denen der Brustkrebs irgendwann wiederkam. Und es waren interessanterweise immer Frauen, die brusterhaltend operiert worden sind. Ich habe mich am Anfang sehr viel mit dem Thema auseinandergesetzt und sehr viele Erfahrungsberichte - z. B. auf Amsob gelesen. Und mein Bild, das ich mir gemacht habe, war, dass alle, die brusterhaltend operiert werden, früher oder später das Thema wieder an der Backe haben. 

Ich weiß vom Fachlichen und von der Statistik her, dass ich jetzt auch ein Tumorrezidiv bekommen kann oder dass ich noch mal Brustkrebs bekommen kann, obwohl ich keine Brust mehr habe. Aber meinerseits habe ich alles getan, um das zu verhindern.

Wie hat deine Familie auf die Diagnose und deine Entscheidung die Brüste abnehmen zu lassen reagiert?

Bei der Diagnose selbst waren sie mega erschüttert. Sie hatten einfach nur Angst, mich zu verlieren. Und es ist ja auch eine reale Angst. Brustkrebs ist eine lebensverkürzende und sehr lebensbeeinträchtigende Erkrankung. Und es stand ja auch nicht klar, überlebe ich das jetzt? Und wie läuft das? Wie schaffe ich das? 

Darauf, dass ich mir die Brüste abnehmen lasse, haben sie eigentlich alle sehr souverän reagiert. Alle haben sofort gesagt, wir unterstützen dich, du musst das entscheiden. Sie haben auch gleich gesehen, ich habe mich mit dem Thema auseinandergesetzt, ich bin informiert, ich will das so und für mich gibt es auch keine andere Option. Mein Mann hat mir gesagt, dass ihm das Wichtigste, dass ich überlebe und ich bei ihm bleibe. Ob nun mit Brüsten oder nicht. Vollkommen wurscht.

Wie war die Reaktion deiner Ärzte und Ärztinnen? 

Meine Frauenärztin, die mich operiert hat, hat mich sofort verstanden und gesagt, sie macht es so, wie ich mir das wünsche. Ich habe ihr gesagt, wie ich es haben möchte, denn es gibt sehr viele verunstaltete Frauen. Es gibt Frauen, da fragt man sich, was da passiert ist.

Auf der einen Seite wird von Frauen erwartet, dass sie einen Brustaufbau machen lassen, damit alles wieder schön aussieht und auf der anderen Seite, wenn sie sich wünschen, die Brüste abnehmen zu lassen, dann werden sie echt teilweise verunstaltet. Die Frauen sehen schlimm aus mit seltsamen Dellen und Wülsten.

Die Vorstellung war schon schlimm für mich. Die Vorstellung, mir die Brüste abnehmen zu lassen und dann hängt noch irgendwo eine Wulst. Aber meine Frauenärztin hat sofort gesagt, sie macht es genauso, wie ich mir das vorstelle und sie versteht meine Entscheidung. Da war große Unterstützung da. 

Mein Onkologe wiederum hat gesagt: „Nee, machen Sie das nicht. Auf gar keinen Fall. Das geht überhaupt gar nicht. Sie werden das sehen und sie wissen schon, die Überlebenschance ist so oder so die gleiche." Das rät er mir überhaupt gar nicht. Das war so die klassische Ärzte-Meinung und Männer-Meinung. Also typisch Mann.

 

Teil 2 folgt nächste Woche. 


3 Kommentare

Liebe Melanie, wir sind durch unser gemeinsames Schicksal „ Busenfreundinnen“ geworden und ich schätze Dich sehr 🫶

Claudia Gradl

Liebe Melli du bist so stark .
Ich hab dich lieb
Mama

Hannelore Neef

Meine wunderbare Melanie. Du bist großartig ❤️

S. A.

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